Logistik ist, im materiellen wie im metaphorischen Sinne, mit Technikgeschichten der Urbanisierung verflochten. Als organisatorische Rationalität und bauliche Praxis, die globale Räume in den Dienst eines möglichst konstant fließenden Materialflusses stellt, ist sie grundlegend von Städten und ihren Infrastrukturen abhängig, um den beständigen Strom der Dinge in Bewegung zu halten. Dabei formen die Systeme, die das Zirkulieren von Waren, Ideen und Kapital kanalisieren – ob Rangierbahnhöfe, Verladeterminals, Zolllager oder Freihandelszonen – die gebauten Umwelten, aber auch informelle Rhythmen und den Alltag der Stadt. Denn logistische Landschaften sind nach einem strengen Paradigma der Effizienz und Kontrolle gestaltet; sie produzieren nicht nur Verbindungen, sondern auch Ausschlüsse. Vor diesem Hintergrund zeichnet das Forschungsprojekt die Planung Singapurs zur „logistischen Stadt“ nach. Dabei wird Logistik als wissens- und technikintensive Praxis erforscht, die im „langen“ 19. Jahrhundert nicht nur den Fluss kolonialer Waren- und Kapitalströme steuerte, sondern auch den urbanen Raum neu konfigurierte. An der Schnittstelle von Technik- und Umweltgeschichte wird argumentiert, dass die Expansion Singapurs einerseits infrastrukturell und topografisch, andererseits als direkte Folge einer Kulturtechnik zu interpretieren ist, die eben jene Formen von Steuerung, Koordination und Kontrolle hervorbrachte, die mit all ihren sozialen, machtpolitischen und materiellen Konsequenzen als spezifisch „logistisch“ zu kategorisieren sind.

Dr. Felix Mauch
Mail: felix.mauch@tum.de

Projektleitung: Dr. Felix Mauch

Zeitraum: seit 01.01.2016

Projekttyp: ["Postdoc-Projekt \/ Post Doc Project"]

Fördergeber: TUM

Evidenz wird für politische, gesellschaftliche und individuelle Entscheidungen immer wichtiger, auch wenn dieser Tage vermehrt von einem drohenden „postfaktischem Zeitalter“ die Rede ist. Evidenz basiert auf wissenschaftlich erhobenen Daten, ist aber auch ein soziales Phänomen. Wie und von wem wird Evidenz hergestellt, wie wird sie verwendet und welche Auswirkungen hat das? Dies sind die grundlegenden Fragen, mit denen sich unsere Forschergruppe auseinandersetzt. Da Evidenz ein Thema ist, das viele verschiedene Disziplinen angeht, ist die Forschergruppe interdisziplinär ausgerichtet. Unsere insgesamt sechs Teilprojekte umfassen Wissenschaftler aus den Fachbereichen Technikgeschichte, Praktische Philosophie, Wissenschaftssoziologie, Medizingeschichte und -ethik, Marketing und Konsumforschung, sowie Wissenschafts- und Umweltgeschichte.

  • Sprecherin: Prof. Dr. Karin Zachmann
  • Ko-Sprecher: Jun-Prof. Dr. Sascha Dickel (Wissenschaftssoziologie, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz)
  • Koordinatorin: Dr. Olga Sparschuh

→ Website

Teilprojekte

TP4: DIE ROLLE DER MORALISIERUNG IN DER INTERPRETATION VONERNÄHRUNGSWISSENSCHAFTLICHER EVIDENZ

Dieses Projekt untersucht die Evidenzpraktiken der Verbraucher/innen im Feld der Ernährung. Die Ernährung ist eine evolutionär und kulturell tradierte Praktik, die erst seit ca. 100 Jahren mit Erkenntnissen aus den Ernährungswissenschaften gestärkt, konfrontiert und verändert wird. Die Ergebnisse der Phase 1 zeigen, dass Evidenz – verstanden als einleuchtendes und gesellschaftlich akzeptiertes Wissen – als Basis für das Verbraucherhandeln nicht nur ausgehend von wissenschaftlichem Wissen entsteht, sondern vor allem durch Heuristiken und Wertvorstellungen geprägt wird. Dies trifft vor allem dann zu, wenn wissenschaftliches Wissen fragil ist und dem intuitiven Urteil von richtig oder falsch und gut oder schlecht entgegensteht.

  • Prof. Dr. Jutta Roosen
  • Edoardo Maria Pelli

TP5: DIE RISIKOINDUSTRIE. EVIDENZ FÜR SICHERHEIT ALS NEUES FORSCHUNGS- UND GESCHÄFTSFELD IN DER BUNDESREPUBLIK IN DEN 1960ER BIS 1980ER JAHREN

08.2020 – 08.2023

Das Projekt untersucht Evidenzpraktiken der technischen Sicherheit und deren Veränderung in Deutschland in den 1950er bis 1980er Jahren. Nachdem der Fokus in der ersten Phase auf den beiden Technikbereichen Kernkraft und Automobiltechnik lag, steht in der zweiten Phase die Entstehung und Entwicklung der Risikoindustrie im Mittelpunkt. Unter diesem Begriff fassen wir das seit dem Ende der 1960er Jahre neu entstehende Forschungs- und Geschäftsfeld, welches das Risikokonzept als zentrales Paradigma nutzte, um Evidenz für (technische) Sicherheit zu erzeugen und zu verwerten – im ingenieurstechnischen, diskursiv-politischen, aber auch unternehmerischen Sinne. Ziel des Projekts ist es, den Aufstieg und die Etablierung dieses neuen Wissensfeldes in  der BRD historisch nachzuzeichnen und in den Kontext der Entstehung eines neuen Evidenzregimes technischer Sicherheit seit den 1970er Jahren einzuordnen.

  • Prof. Dr. Karin Zachmann
  • Dr. Stefan Esselborn

TP8: AUGENSCHEINLICH EXZELLENT? EVIDENZPRAKTIKEN IN DER AUFBEREITUNG  WISSENSCHAFTLICHER FORSCHUNG UND  BIOGRAPHIEN FÜR DIE BEANTRAGUNG VON ERC  STARTING UND CONSOLIDATOR GRANTS

Im gegenwärtigen Wissenschaftssystem ist hohe wissenschaftliche Qualität, oft mit dem Begriff der Exzellenz gefasst, sowohl zum vielbesprochenen Ziel wissenschaftlicher und wissenschaftspolitischer Aktivitäten geworden, als auch zur strittigen Frage: Wie kann wissenschaftliche Exzellenz evident gemacht werden? Und wer kann sie mit welchen Mitteln bestimmen, messen und vergleichen? Thema des Teilprojekts 8 sind Evidenzpraktiken in der Bewertung von wissenschaftlicher Qualität in der Forschungsförderung.

  • Prof. Dr. Ruth Müller
  • Dr. Mallory James

DFG Forschergruppe 2448 “Evidenzpraktiken”
Mail: evidenzpraktiken@tum.de

Projektleitung: Prof. Dr. Karin Zachmann

Zeitraum: 13.12.2016 – 30.09.2023

Projekttyp: Verbundprojekt / Consortium Project

Fördergeber: DFG

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts werden Bevölkerungsbewegungen in der westlichen Welt zunehmend über individuelle Fähigkeiten (potentieller) Migranten gesteuert, statt über nationale Herkunft. Skills gelten seither nicht nur als Bedingung für die Einreise ins Land, sondern auch für den Einsatz auf adäquaten Beschäftigungspositionen auf dem Arbeitsmarkt. Um in unterschiedlichen Bildungssystemen oder sogar Kulturkreisen erworbene berufliche Lebensläufe vergleichen zu können, versuchten westliche Staaten seit den 1960er Jahren, die Fähigkeiten von Migranten messbar zu machen. Am Beispiel der Bundesrepublik, Kanadas und Großbritanniens untersucht die Studie zunächst, welche Versuche im Rahmen der internationalen wirtschaftlichen Zusammenarbeit ergriffen wurden, um im Ausland erworbene skills von Migranten zu bewerten und zu vergleichen. Daran schließt sich zweitens die Frage an, ob und wie das Wissen über die Fähigkeiten der Migranten zur Gewissheit wurde, dass die Migration das Sozialsystem nicht überlastet.

Projektleitung: Olga Sparschuh

Projekttyp: Postdoc-Projekt / Post Doc Project

In diesem langjährigen Projekt soll im nächsten Schritt eine Synthese der bisherigen Forschung versucht werden. Es geht darum, die Charakteristika der Technik der Moderne, ihre gesellschaftlichen Funktionen und ihre Nebenfolgen für die sozialen, kulturellen und natürlichen Prozesse in den modernen Gesellschaften zu identifizieren und historisch zu verstehen. Dazu wird derzeit ein längerer Text erarbeitet, der ein Angebot für ein historisches Verständnis der Technik der Moderne – und darüber hinaus der Moderne insgesamt – machen soll. Eine erste Fassung des Ergebnisses liegt jetzt vor.

Neben diesem größeren Syntheseprojekt beschäftige ich mich im Rahmen eines acatech-Arbeitskreises mit Fragen der Technikkommunikation, insbesondere in den Medien. Um die politische und gesellschaftliche Dynamik des Streits um Technik und Wissenschaft zu verstehen, bedarf es einer historischen Medientheorie. Darum werde ich mich bemühen. Zugleich ist dies ein wichtiger Baustein für die oben genannte Synthesearbeit.

Dieser Text ist der Versuch, auf knappem Raum (ca. 100.000 Wörter) einen Vorschlag zum Verständnis der Technik der Moderne zu machen. Der Text ist als E-Book frei verfügbar und kann mit Quellenangabe beliebig weiter verteilt werden. Nach der Vorversion 0.9 liegt er jetzt in der Version 1.0 erstmals in verbindlicher Form vor. Über Rückmeldungen und Diskussionen freue ich mich.

Downloads

Technik der Moderne – Ein Vorschlag zu ihrem Verständnis, Version 1.0 (ca. 300 Seiten, pdf 6,4 MB)

Änderungen und Ergänzungen in Version 1.0 gegenüber Version 0,9 (2 Seiten, pdf 68 KB)

Technik der Moderne – Ein Vorschlag zu ihrem Verständnis, Version 0.9 (ca. 300 Seiten, pdf 6,3 MB

Projektleitung: Ulrich Wengenroth

Eine Geschichte der Provokation von Denken und Erinnerung

Workshop im Deutschen Museum München, Kerschensteiner Kolleg, 22-23 Februar 2023

Programm: bitte nach unten scrollen

Poster

Kurzfassungen

Papier wird in unserem digitalen Jahrhundert seit langem als ein verschwindendes Medium angesehen. Während seine anhaltende Zentralität für Notizen, Kritzeleien und als materielle

und als materielle Grundlage für den Ausdruck von Gedanken in der neueren Literatur anerkannt wird, sind die heutigen

Endprodukte wissenschaftlicher Publikationsprozesse - herunterladbare Dateien und E-Books - den Charakter des Papiers als kollaborativer und

kollektiver Träger von Wissen. Die erkenntnistheoretischen Funktionen des Papiers werden somit individualisiert und marginalisiert - Funktionen, die einst für das Denken mit und gleichzeitig auf Papier wesentlich waren.

Während wir stark bezweifeln können, dass Papier aus unserem Leben verschwindet, sollten wir umso mehr fragen, wie sich sein Charakter verändert, insbesondere auch angesichts der Tatsache, dass seine materielle Basis durch medienökologische Störungen in seinen logistischen Ketten zunehmend in Frage gestellt wird. Ziel des Workshops ist es, diese Fragen in historischer Perspektive zu diskutieren - d.h. zu erörtern, was es bedeutet und bedeutete, mit und auf Papier zu denken. Denken mit bedeutet hier nicht unbedingt die Vorstellung eines Gelehrten, der allein mit seinen Kritzeleien und einem Blatt Papier ist, sondern es bedeutet vielmehr, Papier als ein gemeinschaftliches Objekt zu betrachten, das zwischen Autoren und Lesern oder zwischen bestimmten Gemeinschaften, kollektiven Akteuren und Individuen, die nicht notwendigerweise denselben sozialen Gruppen angehören, zirkuliert. Ein Beispiel dafür sind die zahlreichen Notizen, Entwürfe und Zettel, die in Gottfried Wilhelm Leibniz' Bibliothek und Nachlass gefunden wurden; sie zirkulierten unter seinen Kollegen, wurden kopiert und umstrukturiert, was zu neuen Ideen führte und gleichzeitig ihre Funktion veränderte. Papier kann daher auch als Subtrakt einer "Handelszone" zwischen Gruppen von Akteuren betrachtet werden, da jede Begegnung zwischen diesen Gruppen zu einer Neubetrachtung des Papiers und dessen, was es trägt, führen kann. Mit Denken auf Papier meinen wir nicht nur die Konkretisierung von Reflexionsakten auf dem Papier (in Form oder Schrift), sondern auch, dass die Verwendung von Papier als epistemisches Objekt materielle, technische, ökonomische, physische und intellektuelle Bedingungen impliziert, die je nach Kontext akzeptiert, abgelehnt oder verändert werden müssen. Die Schreibtische der Gegenwart, um ein weiteres Beispiel zu nennen, sind in papierbasierte Kommunikations-, Speicher- und Löschprozesse involviert und zugleich Ort digitaler Prozesse, die administrativ vorbereitet und betrieben werden. In diesem Zusammenspiel und der Ko-Kreation von Papier und digitalen Medien verändern sich in jüngster Zeit Beziehungen und Kooperationen und werden herausgefordert, wie z.B. die zwischen Autor und Verlag oder Forscher und Archivar.

Zusammenfassend: Der Workshop zielt darauf ab, Papier als Gegenstand von Wissenszirkulationen und Praktiken zur Ermöglichung und Veränderung des kollektiven Gedächtnisses zu betrachten. Papier sollte hier jedoch im Plural betrachtet werden, nicht nur aufgrund der verschiedenen Funktionen, die es hatte und hat, sondern auch aufgrund seiner Charakterisierung als epistemisches Objekt. Diese Betrachtung ermöglicht neue Forschungsfragen und markiert Probleme, ohne notwendigerweise Antworten zu liefern. Dieser epistemische Charakter ändert sich auch im Laufe der Zeit: Als Papier knapp und kaum verfügbar war, hätte jedes Stück davon genutzt werden müssen; zu anderen Zeiten, als es im Überfluss vorhanden war, änderte sich sein epistemischer Charakter, und man kann vermuten, dass das Kritzeln, Bearbeiten und Überarbeiten von Manuskripten häufiger wurde. Wie sind diese Veränderungen in den Naturwissenschaften, in der Entwicklung der Technik und im Bildungswesen zu sehen? Wie hat sich der Charakter des Papiers als Instrument des Denkens und Erinnerns in der Geschichte verändert? Und kann man Papier als eine sich wandelnde Grenze zwischen Materialität (Papier) und Abstraktion (Denken) betrachten? So verstehen wir Papier vor allem als materielle Grundlage des menschlichen Ausdrucks, die zum Denken anregen kann.

Daniela Zetti: daniela.zetti@tum.de

Michael Friedman: friedmanm@tauex.tau.ac.il

 

Programm: Papier(e) als epistemischer Träger von Wissen

Februar, 22-23, 2023

Deutsches Museum, München, Museumsinsel 1, Kerschensteiner Kolleg

 

22. Februar

 

13:30-15:00

Einführung

Michael Friedman und Daniela Zetti

Die Überlieferung des Almagest in der Handschriftenkultur

Stefan Zieme

 

15:00-15:30 Kaffeepause

 

15:30-17:00

"All dies wurde auf Papier geboren". Wissensproduktion und -zirkulation in der Markscheidekunde (1500-1800)

Thomas Morel

Papiertechnologien neu betrachtet

Christine von Oertzen

Podiumsdiskussion moderiert von Laura Niebling

 

17:00-18:30 Pause

 

18:30

Papier schnell und locker (online)

Lisa Gitelman

 

23. Februar

 

9:30-9:45

Begrüßung

 

9:45-10:30

Papier und Macht

Michael Zakim

*abgesagt - Das epistemische Potential der künstlichen Flachheit - abgesagt*

Sybille Krämer

Podiumsdiskussion moderiert von Ellen Harlizius-Klück

 

10:30-10:45 Pause

 

10:45-12:15

Verbreitung von kommentierten Kursmanuskripten an der École Polytechnique

Jean Dhombres

Aufbewahrung von Büchern. Vom Papier zum Casebook: Materialisierung und Produktion von medizinischem Wissen

Axel C. Hüntelmann

Podiumsdiskussion, moderiert von Karin Zachmann

 

12:15-13:30

Mittagessen

 

13:30-15:00

Flugblätter an akademischen Institutionen als Denkanstoß und Erinnerung in der Frühen Neuzeit

Joseph S. Freedman

Papiertechnologien in den Editionsfabriken der Big Humanities

Lotte Schüßler

Podiumsdiskussion moderiert von Felix Mauch

 

15:00-16:00

Abschlussdiskussion und Verabschiedung

Partner

Der Workshop wird organisiert vom Lehrstuhl für Technikgeschichte der TU München und dem The Cohn Institute for the History and Philosophy of Science and Ideas, Tel Aviv University. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Deutschen Museum und mit dem Exzellenzcluster Matters of Activity - Image Space Material der Humboldt-Universität zu Berlin statt.

Mail: friedmanm@tauex.tau.ac.il, daniela.zetti@tum.de - die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung ist jedoch erforderlich.

Bitte senden Sie uns eine E-Mail zur Anmeldung. Wir danken Ihnen!

Biofakte sind hybride Objekte, die wie Klon-Schaf und Gen-Tomate die traditionelle Unterscheidung von unbelebter Technik und lebender Natur unterlaufen und damit immer wieder gesellschaftliche Konflikte auslösen. Die aktuellen Auseinandersetzungen um den Einsatz von Gentechnik im Agrar- und Ernährungssektor sind ein markantes Beispiel.

Ziel des Forschungsverbundes Die Sprache der Biofakte ist es, am Beispiel hochtechnologisch kultivierter Pflanzen ein theoretisches und empirisches Gerüst für die Analyse und das Verständnis von Biofakten als sozio-technischen Objekten in modernen Gesellschaften zu erarbeiten. Damit soll sowohl eine vertiefte Reflexion auf Biofakte als auch ein besseres Verständnis aktueller Konflikte auf dem Agrar- und Ernährungssektor erreicht werden.

Als interdisziplinärer Zusammenschluss von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern (>Personen) aus Geschichte, Philosophie, Soziologie und dem Industrial Design umfasst der Forschungsverbund sechs >Teilprojekte. Sie sind an der >Ludwig-Maximilians-Universität München, der >Technischen Universität Braunschweig und der >Technischen Universität München angesiedelt. Die Koordination des Forschungsverbundes liegt bei der Technischen Universität München.

Unterstützt werden die Teilprojekte bei ihrer Arbeit von einem variablen Expertenkreis, dem als ständige Mitglieder Dr. habil. Werner L. Kutsch (>ICOS RI), Dipl. Volksw. Maren Schüpphaus (>ScienceDialogue & >dialogimpulse) und Prof. Dr. Bettina Wahrig (>Abt. Wissenschafts- und Pharmaziegeschichte, Technische Universität Braunschweig) angehören. Weitere Unterstützung findet der Forschungsverbund durch seine beiden Praxispartner, das >Deutsche Museumund die >KWS SAAT SE.

Der Forschungsverbund Die Sprache der Biofakte wird vom >Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen seiner Initiative >Sprache der Objekte für die Laufzeit 3/2015 bis 8/2017 gefördert. Betreut wird der Verbund vom >Projektträger im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (PT-DLR).

Partner

Logos TUM, LUM, TU Braunschweig

Teilprojekte

Biofakte des Atomzeitalters: Strahlenbehandelte Organismen des Agrar- und Ernährungsbereich in Projekten der „Entwicklungshilfe“

Das Teilprojekt analysiert die Semantik und Materialität von strahlenbehandelten Organismen in Entwicklungshilfeprojekten beim Transfer aus der westlichen in die nichtwestliche Welt. Es wird zu zeigen sein, wie die Biofakte des Atomzeitalters zu Kristallisationskernen neuer Netzwerke wurden, die in konfliktreicher Interaktion bisher getrennte Aktanten (UN-Organisationen, Kernforscher, Landwirte, Kernreaktoren, etc.) in weit voneinander entfernten Weltregionen verknüpften und dabei unterschiedliche Vorstellungen über Technizität und Natürlichkeit zur Aufführung brachten. (>mehr)

Projektleitung: Prof. Dr. Karin Zachmann

Zeitraum: 01.03.2015 - 31.08.2017

Projekttyp: Verbundprojekt

Fördergeber: BMBF

Das Projekt untersucht Evidenzpraktiken der technischen Sicherheit im geteilten Deutschland von den 1950er-Jahren bis in die 1980er-Jahre am Beispiel von zwei Technikbereichen, dem Kraftfahrzeugwesen und der Kerntechnik. Als Schlüsseltechnologien des Atom- und Konsumzeitalters trugen diese beiden Bereiche erheblich zur Entwicklung der Vorstellung von ‚Sicherheit‘ als einer zentralen gesellschaftlichen Wertidee bei. Wir gehen davon aus, dass die im Kontext der deutschen Nachkriegsgeschichte und des Kalten Krieges erfolgende Versicherheitlichung von Technikbereichen, d.h. die Identifizierung immer neuer sicherheitsrelevanter Bereiche, mit der Verwissenschaftlichung technischer Sicherheit einherging.

Projektleitung: Prof. Dr. Karin Zachmann, Dr. Stefan Esselborn

Zeitraum: 01.04.2017 – 31.03.2020

Projekttyp: ["Postdoc-Projekt \/ Post Doc Project"]

Fördergeber: DFG

In den 1970er Jahren begannen internationale Organisationen wie die UN, die WHO und die Weltbank kombinierte Umwelt- und Gesundheitsprogramme für den entstehenden „globalen Süden“ zu entwerfen. Ziel dieser großangelegten Interventionen war es, Maßnahmen zu entwickeln, die insbesondere umweltbedingte Infektionskrankheiten dauerhaft eindämmen würden. Die Studie analysiert Programme, die auf durch Vektoren übertragene Infektionskrankheiten wie Malaria, Schwarzwasserfieber oder Flussblindheit zielten und widmet sich insbesondere der Entwicklung der Programme sowie ihrer Implementierung. Im Zentrum steht dabei die Frage, wie Erfahrungen aus unterschiedlichen Regionen des Globalen Südens verwertet wurden und welche neuen oder modifizierten Praktiken durch diesen Erfahrungsaustausch zur Anwendung kamen. Wie beeinflussten etwa Erkenntnisse aus Kenia die River Blindness Control-Programme in Mexiko? Welchen Einfluss hatten NGOs und der entstehende Ökologismus beispielsweise auf den Pestizideinsatz der Programme?

Dr. Sarah Ehlers
Mail: sarah.ehlers@tum.de

Projektleitung: Dr. Sarah Ehlers

Projekttyp: ["Postdoc-Projekt \/ Post Doc Project"]

Fördergeber:TUM

Meine Forschung verortet sich am Schnittpunkt von MCTS, Kommunikationswissenschaft und Critical Race Studies. Dabei beschäftige ich mich in erster Linie mit der öffentlichen Verbreitung von wissenschaftlichem Wissen zu rassistischer Diskriminierung, Gesundheit und Umweltbelastung. Mein laufendes Forschungsprojekt mit dem Titel “Planning for Persistent Environmental Contamination: Public Health, Indigenous Traditional Knowledge, and Technoscience in Canada” erforscht von Citizen-Science-Projekten verwendete Evidenzpraktiken für Umweltbelastung im Kontext des kanadischen Siedler-Kolonialismus, in dem Evidenzpraktiken dieser Art grundsätzlich umstritten sind. Wissenschaftler stützten sich zur Datensammlung lange Zeit auf die Bemühungen von „Laien“ oder „Amateuren“, deren spezifische Ortskenntnis, Zugang zum Feld, sowie nicht zuletzt die Verfügbarkeit ihrer Zeit und Mühe den Rahmen und die Richtung der Produktion wissenschaftlichen Wissens erheblich beeinflussten. Um zu untersuchen, wie Evidenz zur Feststellung von Umweltschäden hergestellt wird, analysiere ich umstrittene Messmethoden und die Aushandlungsprozesse zwischen First-Nations-Akteuren, Toxikologen, Industrie und Verantwortlichen in der Politik über die Frage, was als Evidenz zulässig ist.

Sarah Blacker, PhD
Mail: sarah.blacker@tum.de

Projektleitung: Sarah Blacker, PhD

Projekttyp: ["Postdoc-Projekt \/ Post Doc Project"]

Fördergeber:TUM